Bau- und Planungstisch Basel

Stand: September 2024

14 Massnahmen von den Bau- und Planungsverbänden der Region Basel

Die Integrale Planung bezeichnet einen zielgerichteten Kreativprozess mit einer Gruppe von Menschen aus unterschiedlichen Fachdisziplinen mit dem Ziel, Projekte von besserer Qualität zu realisieren.

Sie lässt sich bestens im Bauwesen anwenden und ermöglicht einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem alle Beteiligten frühzeitig einbezogen werden. Dies fördert die Effizienz, verkürzt Planungs- und Bauzeiten sowie -kosten und verbessert die Qualität der Gebäude. Im Gegensatz zu traditionellen Modellen steht hier das Bauwerk im Mittelpunkt, Misserfolg und Erfolg werden gemeinsam getragen, basierend auf Vertrauen und Zusammenarbeit im Team. Schuldzuweisungen werden vermieden, stattdessen wird Energie in die Suche nach optimalen Lösungen investiert.

Eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Baukultur bringt das gebaute Erbe in Einklang mit den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen sowie jener der Umwelt und entwickelt dieses Erbe mit zukunftsfähigen Lösungen weiter.

Der BPB setzt sich ein für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Siedlungsqualität sowie die Pflege einer Planungskultur, die einer umsichtigen Weiterentwicklung unseres baukulturellen Erbes Rechnung trägt. Dazu gehören sorgfältige Interessenabwägungen zwischen zeitgemässer Erneuerung der Substanz und Ersatz bestehender Strukturen sowie die Wahl geeigneter Verfahren mit dem Einbezug unterschiedlicher Anspruchsgruppen.

Kreislaufwirtschaft verlangt auf allen Prozessstufen eines Bauwerks – von der Planung bis zum Rückbau – eine umfassende Sicht auf die Ressourcen.

Bauwerke sind langlebig und flexibel zu planen, die Verwendung von Sekundärbaustoffen sowie die Wiederverwendung bestehender Bauteile sind zu fördern. Normen dürfen keine unüberwindbaren Hindernisse darstellen. Neue Technologien, Pilotprojekte und der Einsatz nachhaltiger Materialien sollen gefördert und Bauherschaften gezielt über den Erfolg von Innovationen informiert werden. Die Akteur*innen bei Bauvorhaben müssen auf allen Stufen zusammenarbeiten, so sind Produkthersteller*innen und Unternehmer*innen frühzeitig in den Planungsprozess einzubinden, um optimale Bedingungen für den Lebenszyklus von hochwertigen Ressourcen zu schaffen.

Biodiversität und Begrünung tragen zur Schaffung nachhaltiger und lebenswerterer Städte und Ortschaften bei, die sowohl den Bedürfnissen der Menschen als auch dem Schutz der Umwelt gerecht werden.

Der BPB setzt sich für die Verankerung der Biodiversitätsziele und -vorgaben im Gesetz, in Legislaturprogrammen, in Richt- und Nutzungsplänen ein, damit weniger versiegelte, dafür mehr Biodiversitätsflächen entstehen. Gesetzliche Rahmenbedingungen für Baumschutz, abstandsfreie Baumpflanzungen, mehr Biodiversität und Grünflächen sind zu schaffen. Kantone sollen für das Thema sensibilisieren, Fördermittel und Fachkompetenzen für Grünflächen, innovative Begrünungen und Versickerungen bereitstellen, parzellenübergreifend, sowohl auf privatem als auch auf öffentlichem Grund.

Die Emissionen, welche mit der Erstellung eines Bauwerks verbunden sind, gewinnen im Vergleich zu den Betriebsemissionen immer mehr an Bedeutung. Das Netto-Null-Ziel kann nur erreicht werden, wenn die grauen Treibhausgasemissionen (und Energien) über alle Planungsphasen massiv reduziert werden.

Der BPB setzt sich dafür ein, dass der Bestand so weit wie möglich erhalten bleibt und falls nötig, nachhaltig erweitert wird. Die Behörden werden aufgefordert, Schwellenwerte bei Sanierungsprojekten zu senken und Grenzwerte für die grauen Treibhausgasemissionen einzufordern. Mögliche Massnahmen umfassen kompakte Baukörper, einen optimierten Fensteranteil, einen grossen Anteil von ReUse Bauteilen sowie den Einsatz von biogenen, natürlichen und lokalen Baustoffen.

Um das Netto-Null-Ziel zu erreichen, muss der Anteil an Wärme und Strom aus erneuerbaren Ressourcen, der einem Gebäude während der Betriebsphase zugeführt wird, zwingend erhöht werden.

Wirksame Massnahmen, die gewisse Kantone schon umgesetzt haben und die der BPB unterstützt, sind gesetzliche Vorgaben, die bei Neu- und Umbauten sowie bei einem Heizungsersatz, mit wenigen Ausnahmen, nur noch erneuerbare Lösungen zulassen. Dazu muss die öffentliche Hand genügend finanzielle Anreize bieten. Die in vielen Gemeinden schon im Ausbau begriffene Fernwärme soll zudem in naher Zukunft vollständig durch erneuerbare Energien bereitgestellt werden.

Im Zentrum der Verdichtungs- und Innenentwicklungsstrategie steht die Förderung einer haushälterischen Bodennutzung, die spezifisch an bereits gut erschlossenen Standorten intensiviert werden soll.

Dies beinhaltet die optimale Nutzung vorhandener Infrastruktur und die Verdichtung und Transformation bereits gut angebundener Areale. Politik und Gesetzgebung spielen hier eine Schlüsselrolle, indem sie Aufzonungen ermöglichen und stark einschränkende Vorgaben wie Lichteinfallswinkel, 2-Stunden-Schatten und Grenzabstände flexibilisieren. Ziel ist es, in der Stadt Zonenprofile ohne Einschränkungen durch hofseitigen Lichteinfallswinkel oder immergleiche Freiflächenziffer realisieren zu können, sofern gewährleistet ist, dass zusätzlicher Nutzungsdruck durch adäquate Freiräume aufgenommen werden kann.

Auch Lärmschutzvorschriften müssen dabei flexibler gestaltet werden. Ebenfalls von Bedeutung für eine nachhaltige Bodennutzung ist die Förderung kollaborativer Entwicklungsprozesse. Ideen wie die «15-Minuten-Stadt» zielen darauf ab, eine dichte, aber lebenswerte Umgebung zu schaffen, die den Natur- und Grünraum respektiert und gleichzeitig eine hohe Grundstücksausnutzung mit dem Nebeneinander von Wohnen und Arbeiten ermöglicht.

Flächenbedarf zu senken und gleichzeitig die Lebensqualität zu steigern, erfordert die effiziente Nutzungdes begrenzten Raums.

Damit der begrenzte Raum besser genutzt werden kann, gilt es, die verschiedenen Nutzungsarten von Bauten und die Veränderungen der Gewohnheiten bei der Arbeit, in der Freizeit und bei der Mobilität zu berücksichtigen. Durch Umnutzungsmöglichkeiten für Bürogebäude zu Wohnraum schaffen wir flexible Lösungen für die stetig wachsende Wohnraumnachfrage. Anreize zur Steuerung des Wohnflächenbedarfs sind zu prüfen und die Sensibilisierung für flächeneffiziente Raumnutzungen ist zu fördern. Der BPB unterstützt Pilotprojekte für Wohnsiedlungen mit beschränktem Flächenbedarf, um einen nachhaltigen Beitrag zu leisten. Die effiziente Nutzung von Flächen in öffentlichen Gebäuden soll geprüft werden.

Qualitätsvolle und kühle öffentliche Räume erhöhen die Lebensqualität sowie die Resilienz der Nutzerinnen und Nutzer und vermindern gleichzeitig den privaten Flächenbedarf.

Um den öffentlichen Raum zu stärken, bedarf es innovativer Ansätze, ambitionierter Experimente und einer integrierten Betrachtung des Grün- und Freiraums. Die Behörden sind aufgefordert, Begegnungszonen frühzeitig einzuplanen, die Planung durch Wettbewerbe zu fördern, Testprojekte wie z.B. die Superblock-Initiative umzusetzen und darauf zu achten, dass die Nutzbarkeit der öffentlichen Räume durch die Umsetzung der Stadtklimakonzepte gegeben ist.

Wenn Nachbarschaften so konzipiert sind, dass alle für den Lebensunterhalt wichtigen Angebote in maximal 15 Minuten erreichbar sind, wird der verkehrsbedingte CO2 Ausstoss reduziert, Quartiere verkehrsberuhigt und die Lebensqualität erhöht.

Durch den Ausbau und die Förderung eines sicheren, durchgängigen Fuss- sowie Veloverkehrsnetzes und die Bereitstellung eines leistungsfähigen, möglichst klimaneutralen, öffentlichen Verkehrsnetzes wird Mobilität bei einem massvollen Ausbau der Strassen gewährleistet. Dafür müssen die Bedürfnisse und möglichen Verbesserungen für die Quartierbevölkerung erforscht, Testprojekte entwickelt und überprüft werden. Zudem muss der Ausbau der Lade-/Tankinfrastruktur für CO2-neutrale Energieträger (z. B. Strom, grüner Wasserstoff, etc.) vorangetrieben werden.

Die Vollkostenrechnung zielt darauf ab, auch externe Kosten wie Umweltbelastungen und Auswirkungen auf den Klimawandel zu berücksichtigen. Dadurch werden umweltschädliche Produkte teurer und entsprechend weniger nachgefragt.

Der BPB setzt sich dafür ein, dass in der gesamten Planungs- und Realisierungsphase neben den direkten (z. B. Materialien und Arbeit) auch die indirekten Kosten über den gesamten Lebenszyklus des Projektes berücksichtigt werden. Dabei ist insgesamt der Ressourcenverbrauch und CO2 Ausstoss zu minimieren und die CO2 Kompensationen einzurechnen, um eine volle Kostentransparenz zu erhalten. Für das Recycling von Baustoffen und Bauteilen sollen Anreize geschaffen werden. Durch den Klimawandel verursachte Auswirkungen und Folgekosten auf Umwelt und Bevölkerung sind weiter zu untersuchen.

Ein verbessertes Regenwassermanagement zielt darauf ab, Städte widerstandsfähiger, nachhaltiger und lebenswerter zu machen.

Für einen guten Regenwasserkreislauf braucht es aus Sicht des BPB neue gesetzliche Vorgaben. Es muss möglichst viel Wasser an Ort und Stelle versickert, oder als Brauchwasser genutzt werden können, ohne Rücksicht auf Parzellengrenzen. Schwammstadtprojekte müssen zum Standard werden – interdisziplinäres, grenzübergreifendes Planen und Bauen. Für Retention sowie Versickerung/ Verdunstung braucht es möglichst viele Grünflächen, welche nicht unterbaut und frei von Leitungen sind. Dies muss gesetzlich verankert werden. Ein sogenannter Wasser-Fussabdruck von Baustoffen und Bauwerken soll erstellt werden, um die Nachhaltigkeit zu prüfen.

Die Klimaerwärmung erfordert bereits bei der Konzeption von Bauten und Anlagen eine frühzeitige Berücksichtigung unterschiedlicher Faktoren, damit die Bauten vor Naturgefahren geschützt sind.

Der BPB setzt sich für klimaangepasstes Bauen ein. Durch einen integrativen, interdisziplinären Planungsansatz zwischen Gebäudekonzeption und Aussenraum können Hitzeeffekte reduziert und Kühlungseffekte verbessert werden. Nebst Klimamassnahmen an der Gebäudehülle (Beschattung, Begrünung) spielt die Optimierung der Gebäudehülle eine wichtige Rolle, so kann beispielsweise durch die Verwendung natürlicher Materialen wie Lehm ein optimales Ergebnis erzielt werden. Aspekte wie die Kühlleistung von natürlichen Umgebungselementen (Wasser, Bäume, Böden) sind zu beachten und deren Wirkungszusammenhänge mit Gebäuden weiter zu untersuchen.

Gemäss Fachkräftemangel Index (2023) ist der Mangel an ingenieurtechnischen und vergleichbaren Fachkräften in der Schweiz sehr gross. Um die nach-haltige Entwicklung voranzutreiben, sind diese Berufe essenziell wichtig.

Der BPB stellt sich auf die Position, dass sowohl auf politischer als auch auf unternehmerischer Ebene aktiver gehandelt werden muss. Die Politik und Verwaltung müssen dafür sorgen, dass die MINT-Fächer in den Lehrplänen gestärkt, lebenslanges Lernen gefördert und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützt werden. Unternehmen müssen flexible Arbeitszeitmodelle und faire Entlöhnung anbieten, um die Attraktivität zu steigern. Ältere Mitarbeitende sollten zudem mit geeigneten Massnahmen an das Unternehmen gebunden und neue Technologien wie KI-basierte Systeme zu Erhöhung der Effizienz genutzt werden.

Mitglieder des BPB

Bauunternehmer Region Basel – BRB

Bund Schweizer Architektinnen und Architekten BSA Ortsgruppe Basel

Bund Schweizer Landschaftsarchitekten BSLA Regionalgruppe Nordwestschweiz

Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW (Koordination)

Fachverband Schweizer Raumplaner FSU Sektion Nordwestschweiz

Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein SIA Sektion Basel

Suisse.ing Regionalgruppe Basel

Swiss Engineering STV Sektion Basel

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